Zweitgrößte und älteste Stadt Frankreichs, wichtige Hafenstadt am Mittelmeer oder doch Schauplatz für Kriminalität und Drogenhandel?
Ihr schlechter Ruf eilt ihr voraus, weshalb ich so gut wie keine Erwartungen an diese Stadt hatte, als ich sie im letzten Februar erstmals besuchen durfte.
Wahrlich steht die Stadt eher im Schatten ihrer protzigen kleinen Schwestern an der Côte d’Azur, nur ein paar Kilometer entfernt. Natürlich ist Marseilles Hafenbild geprägt von großen Container- und Fährschiffen, anstelle von Privatyachten, wie es in Nizza und Cannes der Fall ist. Und doch steht die mondäne Canebière, die prachtvolle Hauptstraße die vom Bahnhof Marseille Saint-Charles hinunter zum Vieux Port führt dem Côté d'Azur Flair in nichts nach. Und die süßen kleinen Gassen, hoch hinauf zur Kathedrale Notre Dame de la Garde, mit südländischen, bunten Häuschen, sind von keiner Postkarte mehr wegzudenken. Klein und trotzdem "chic" reihen sie sich auf den Hügeln aneinander und bieten einen Blick, bei dem einen schonmal kurz die Luft wegbleibt. Man könnte denken, der Stadt macht es ohnehin nichts aus, in Verruf zu sein. Sie ist einfach nur sie selbst und wartet darauf, ohne großes Zutun Menschen wie mich ganz unbekümmert doch noch auf ihre Seite zu ziehen. In einem hat Marseille nämlich auf jeden Fall die Nase vorne. Anstelle von Prunk und Glamour spürt man hier echtes Leben, mit all seinen Schatten- und Sonnenseiten.
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